You don't feed them kosher

Als ich heute am zweiten Tag von Rosh Hashana wieder in Gefen gearbeitet habe (meinem Haus im Kfar), da ist mir deutlich geworden, wie tief doch das Judentum hier verankert ist, auch wenn es auf den ersten Blick gar nicht so scheint. Gerade hier in Tel Aviv, wo es viele gibt, die das Judentum nicht mehr praktizieren und so wie in unseren „westlichen Kulturkreisen“ die Kirchen beziehungsweise Synagogen nur zu den wichtigsten Feiertagen gefüllt sind. Ich war also in Gefen und habe aus dem Frühstück, das mir eine andere Guide gemacht hatte, eine Scheibe Putenwurst entdeckt. Da ich sie als Vegetarier nicht esse, habe ich sie geteilt und den zwei Chaverim gegeben, die auch gerade im Raum waren. Sofort bemerkte die Guide, mit der ich gearbeitet habe, eine 22-jährige Israeli, die mir erzählte, sie überlege zum Buddhismus zu konvertieren: „You don’t feed them kosher!“* Kosher ist nämlich neben der Zubereitung des Fleisches unter religiöser Aufsicht, auch, Fleisch niemals mit Milchprodukten zu mischen und die Chaverim hatten gerade Käse und auch Kaffee mit Milch gefrühstückt. Auch wenn längst nicht alle komplett streng kosher kochen und essen (dafür müsste man jeweils Geschirr, Küchengerätschaften und sogar Kühlschränke jeweils sowohl für Fleisch als auch für Milchprodukte haben), sträuben sich zum Beispiel viele, nach einem Fleischgericht Kaffee mit Milch zu trinken und es gibt auch keine sahnigen Soßen. Das hat mich direkt auch überlegen lassen, ob es auch in Deutschland nicht ebenfalls solche im Christentum verankerten Sitten gibt, die auch eine Rolle spielen, selbst wenn man sich nicht als Christ versteht, und da ist mir direkt das typische Fischgericht am Freitag eingefallen.

Zum Schluss noch eine kleine Geschichte: In Israel darf kein Schwein den Boden des heiligen Landes betreten, da diese Tiere äußerst unkosher sind. Die wenigen die es trotzdem gibt für diejenigen, denen es dann doch zu gut schmeckt, leben also auf Holzpaletten.

*Du fütterst sie nicht kosher!