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Ein Festival in der Wüste und Stichproben der Klänge Israels


An diesem Wochenende bin ich in den Süden Israels gefahren, in die Wüste, dort wo die Tage heiß und trocken und die Nächte kalt und sternenklar sind und, wo Dunkelkäfer über den endlosen Sand trippeln. Auf der Ladefläche eines Transporters, der netterweise ein paar der mit allerlei Campingzeugs bepackten Busfahrenden das letzte Stückchen staubigen Weg bis zum Gelände mitnahm, kristallisierten sich aus der weiten Stille irgendwann sanfte Bässe heraus, die immer lauter wurden, bis das Ziel schließlich erreicht war - das inDnegev-Festival. Das inDnegev ist für Israel ein großes Festival, aber gemessen an Rock am Ring und Co. ist es klein und überschaubar. Ich muss zugeben, dass ich das Foto nicht selbst geschossen habe, aber so sah es dort aus. Hauptsächlich standen Indie-Bands auf den Bühnen, aber es gab auch auch eine bunte Mischung aus Electronic, Rock, Metal, Punk, Hip-Hop und Folk. Das Gelände war voll von bunten Menschen und an jeder Ecke gab es inspirierende Installationen. Es war wirklich eine tolle Zeit.

Das hat mich auf die Idee gebracht, euch allen ein bisschen Musik zu zeigen aus Israel, die ich hier schon so gefunden habe...

Hier Cp Mifletzet, ein Lied, was ich hier schon in einigen Ecken vernommen habe - ich glaube schon eine Art Klassiker über jemanden, der jeden Tag ein Mädchen in der Straßenbahn sieht und sich fragt, was hinter ihrer Maske steckt "cp, mifletzet o jalda jafa" (Katze, Monster oder schönes Mädchen). Das Duo Fortisakharof besteht aus Rami Fortis, einem Pionier des israelischen Punk und Berry Sakharof, auch einem der berühmtesten Rockstars Israels.

Noch ein trauriges, berührendes Lied von Rami Fortis über Einsamkeit mit dem Namen Chaver Ani, übersetzt "Freund Ich"

Die beiden Künstler waren auch Mitglieder der Band Minimal Compact, der ersten israelischen Rockband, die sich in Europa etablieren konnte, einer Indierockband der 80er. Hier ihr wunderschöner Song Dedicated to Silence.

Ein bisschen härtere Töne schlägt The Great Machine an, die sich selber beschreiben als "Psychedelic Stoner Rock Band mit Einflüssen aus der ganzen Welt", und die ich sogar auf dem Festival bestaunen konnte, mit wilder Energie und sogar einem vielleicht sechsjährigen Mädchen (vielleicht der Tochter des Sängers?) auf der Bühne, die auch ab und zu ihr Rumgehüpfe auf der Bühne unterbrach und mit ihrem wütenden Gesang tosenden Applaus erntete.

Ester Rada, die äthiopische Wurzeln hat und deren Eltern mit den

Einwanderungswellen im späten 20. Jh nach Israel kamen, vermischt Jazz, Funk und R&B. Es klingt ein bisschen so, als würde sie die verschiedenen Kulturen in ihr und um sie herum in ihrer Musik vereinen.

Wer die Antwoord kennt, wird ihren Stil in der Band Orgonite wiederfinden - Rap zu schnellen Technobeats, die freche und auch fast schon lolitahafte Sängerin und das machomäßige Auftreten der Rapper. Dadurch und durch ihren Stil mit ihrer eigenen "Marke" adibass scheinen sie die "proletische" Hip-Hop-Szene zu parodieren, indem sie es auf die Spitze treiben. Hamsa, der Songtitel dieses Songs, ist die arabische Bezeichnung der Hand, die aussieht, als hätte sie zwei Daumen (Hand der Fatima), ein weit verbreitetes Schutzsymbol hier im Nahen Osten, das ihr auch im Video entdecken könnt, genaueres kann ich leider nicht über den Inhalt des Songs sagen.

Auch wenn der Musiker Matisyahu eigentlich US-Amerikaner ist und gar nicht auf dem Festival war, will ich ihn auch hier kurz aufführen, denn seine Geschichte ist ziemlich interessant. Auf der Suche nach Spiritualität schloss er sich nach einer Jerusalemreise den Chassidim an (ein strenger und häufig mystisch geprägter Zweig des Judentums). Er wurde dann zum chassidischen Reggae-Star. Bis er sich dann irgendwann seine Schläfenlocken wieder abschnitt und dem Chassidismus entsagte.

Und zum Schluss noch ein Popsong, der hier im Moment auf und ab läuft. Tudo Bom von Static and Ben El-Tavori. Unter anderem morgens, wenn ich im Haus arbeite, legt ein friend diesen Song an manchen Tagen immer wieder auf... verständlich, ist ja auch ein guter Wachmacher!


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